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Karin Kurzmeyer

Amuse-gueule





24 Seiten plus Poster
Laserdruck, schwarzweiss
1. Auflage
150 Ex.

10.-

vergriffen

Ohne Titel – Gedanken zum Stand der Dinge (sic) Eine gewisse Festlichkeit liegt in der Art, wie Karin Kurzmeyer ihre Skulpturen präsentiert. Angerichtet auf einem Tablett werden Sie dem zugeneigten Betrachter regelrecht dargeboten. Diese Geste ist Einladung und Aufforderung zugleich. Keine Hemmung vor verzehrenden Blicken. Was sind das nun für Gegenstände und auf welche Weise werden sie zusammengebracht und inszeniert? Deutlich spürbar herrscht hier der feinfühlig selektive Blick auf Profanes, der jedes einzelne Ding auf seine ästhetischen Eigenschaften hin prüft, sowie die Möglichkeiten bezüglich der Standfestigkeit ihres Materials austestet. Es sind allesamt Gebrauchs- und Konsumgüter, schöne, gute Dinge die in ihrer jeweiligen Qualität und Wertigkeit betont werden. Wenn zunächst auch ganz alltäglich anmutend, so blitzt im Detail doch häufig eine Anspielung auf die besonderen, feierlichen Anlässe des Lebens hervor. Scheinbar Entferntes wird so zusammengebracht, zu ausbalancierten Konstruktionen aufgebaut mit Hilfe von Ton, der sie in aberwitzigen Kombinationen verbindet, sie formt und neue Wendungen, Biegungen, Auswüchse ermöglicht. Der Ton trägt die Spuren der Fingerspitzen, bewahrt deren Duktus, wird Handschrift, Zeichnung, wird zur Skizze. Mit den Skulpturen soll nicht nur auf die oberflächliche Schönheit und eigentümliche Eleganz der Objekte verwiesen sein. Das Flüchtige, Zerbrechliche schwingt mit. Schon immer liegt ein Zauber auf allem Sinnlichen, welches uns die Vergänglichkeit vor Augen zu halten im Stande ist. Das Obst fault, die Kerzen verbrennen, Gummi wird mit der Zeit spröde und ungebrannter Ton porös. So unterscheidet sich die präzise ausgerichtete Momentaufnahme denn auch wesentlich von den eigentlichen Skulpturen. Ein status quo wird auf dem Papier festgehalten, mit der Übersetzung von Volumen in Fläche werden zugleich Farbigkeit und Räumlichkeit preisgegeben. Der Blick ins Buch gerät zum Ausblick auf das Spektakel jenseits des fotografischen Bildes. Ein Gaumenkitzel. Amuse – gueule.

Alice Wilke